Satire pur in den neuen KKI-Nachrichten (Nr. 81, Juli 2005) – ein Lesevergnügen auf höchstem Niveau

 

Endlich ist sie da, die neue Ausgabe des besten Satiremagazins Niederbayerns. Und die KKI-Nachrichten übertreffen wieder einmal alle Erwartungen.

 

Gleich die erste Schlagzeile ist ein Knüller: „Sicher bis zum letzten Tag“, so seien die bundesdeutschen Atomkraftwerke, und jeder kennt natürlich die wahre Bedeutung dieses Satzes: „Strahlen bis zum jüngsten Tag!“

Ironie auf dem Niveau Thomas Manns ist das, einfach Klasse!

 

Das setzt sich mit der Schlagzeile des Innenteils fort. Hier liest man, Atomkraft sei „Aufbruch in eine neue Energiezukunft“. Mit dieser Aussage assoziiert man fraglos die erneuerbaren Energieträger. Jetzt damit das Auslaufmodell Atomkraft in Verbindung zu bringen, das trägt unübersehbar absurde Züge.

 

So gut wie die Schlagzeilen ist auch der Text:

 

Einem fiktiven Werksleiter Seifert legen die Autoren die Worte in den Mund: „Die großteils politisch verursachten Investitionsruinen der Vergangenheit – Wackersdorf, Hanau, Schneller Brüter, HTR, Mühlheim-Kärlich kosteten uns mehr als 15 Milliarden Euro.“ Das ist bewusst in Widerspruch zu anderen Aussagen Seiferts in dieser Ausgabe gesetzt, wonach es kaum kostengünstigeren Strom als eben Atomstrom gebe. Endgültig als Lügenbold entlarvt ist diese Symbolfigur der Atomlobby, wenn man die vorletzte Ausgabe der KKI-Nachrichten hinzuzieht. Dort hatte Seifert nämlich behauptet, die Atomtechnologie sei niemals nennenswert subventioniert worden.

 

Die Reihe der Kabinettstückchen bester Satire lässt sich beliebig fortsetzen. Da wird als Kronzeuge für die Notwendigkeit der Atomenergie US-Präsident George Bush zitiert, und diese personifizierte Dreckschleuder - unter den Top Ten der größten Vernichter natürlicherer Ressourcen nimmt er einen Spitzenplatz ein - dieser grandiose Trickbetrüger in der globalen Politszene entblödet sich nicht, hierfür Argumente des Umweltschutzes heranzuziehen.

 

An anderer Stelle lässt man ausgerechnet den Niedersächsischen CDU-Umweltminister, einen ausgesprochenen Erfüllungsgehilfen der Atomlobby, sagen: „Wir … dürfen die endgültige Beseitigung der radioaktiven Abfälle nicht unseren Nachkommen überlassen“, was in der Konsequenz ja wohl mindestens einen sofortigen Ausstieg aus der Atomstromerzeugung bedeutet.

 

Und der Neubau des EPR-Reaktors in Finnland, dem einzigen in Europa, wird mit dem guten PISA-Ergebnis der finnischen Schulen in Verbindung gebracht - ein Atem beraubender und Zwerchfell erschütternder Zusammenhang.

 

Abgerundet wird die Ausgabe wieder durch Karikaturen bundesdeutscher Gartenzweigidylle  - am schönsten die Spende von „Rhythmus-Tüchern für die Kleinsten“ durch den Kraftwerkskonzern.

 

Wieder eine rundum gelungene Ausgabe der KKI-Nachrichten also. Ironie und Satire bis zum letzten Satz. Der heißt nämlich: „gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier“.

 

Ulrich Theising