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12.11.19 –
Im vollbesetzten Saal im „Freischütz“ hielt Sigi Hagl, Stadträtin und OB-Kandidatin der Grünen auf der Kreisversammlung am Mittwochabend ein flammendes Plädoyer für das Stadttheater Landshut. Kultur sei die Seele einer Stadt und für Landshut als Niederbayerns Regierungshauptstadt sei es eine unaufschiebbare, wichtige und zwingende Aufgabe, wieder ein vollwertiges Theaterhaus in der Innenstadt zu haben. „Deshalb werden wir Grüne uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass das Stadttheater wie geplant erweitert und saniert wird. Einem Haushalt ohne Theater werden wir auf keinen Fall unsere Zustimmung geben, denn die vom Oberbürgermeister vorgeschlagene Verschiebung um mindestens vier Jahre ist nichts anderes, als der schleichende Tod des Theaters.“, so Hagl.
Das Theaterprojekt auf die lange Bank schieben zu wollen, zeige einmal mehr, welchen geringen Stellenwert die Stadtspitze der Kultur in Landshut einräume: „Wir erleben ein Kulturdebakel in dieser Stadt! Es ist aber auch ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten am Theater, die sich mit den Arbeitsbedingungen im Theaterzelt arrangiert haben, im Vertrauen auf die Stadt. Dieses Vertrauen wurde zerstört“, so die Oberbürgermeister-Kandidatin der Grünen. Hagl dankte den anwesenden Schauspielerinnen und Schauspielern und Vertretern der Theaterfreunde Landshut für ihren Kampf um das Stadttheater. Der Aufschrei der Theaterschaffenden, Theaterbegeisterten und so vieler Bürgerinnen und Bürger sei überwältigend und ein deutliches Signal an die Stadtspitze, dass ein auf Eis legen der Theatersanierung nicht akzeptiert werde. Schauspieler Jochen Decker schilderte die Arbeitssituation im Theaterzelt, die immer unerträglicher werde: „Wir müssen täglich in einer Vormittagsprobe und einer Abendprobe unser Hirn, unseren Körper, unsere Psyche so fordern, dass man am Ende ins Schwitzen gerät. Ein wirkliches Konzentrieren auf die Arbeit ist unter den derzeitigen unprofessionellen Gegebenheiten im Theaterzelt kaum möglich.“ Als würdelos bezeichnete er den Umgang mit den Theaterschaffenden und machte klar, er werde nicht noch weitere 10 Jahre in einem Zelt arbeiten. Olaf Schürmann, ebenfalls Schauspieler am Stadttheater, warb nochmals eindringlich für die Umsetzung des jetzigen Theaterentwurfs, der kein Luxus sei, sondern funktional und wirtschaftlich. Ein Abspecken der Planungen werde dem Theaterbetrieb nicht gerecht.
Zur aktuellen Haushaltslage sagte Hagl: „Ein solches Haushaltsfiasko habe ich noch nicht erlebt. Derartige Haushaltslöcher entdeckt man nicht plötzlich drei Wochen vor Beginn der Beratungen. Den Stadtrat darüber nicht frühzeitig in Kenntnis zu setzen, die notwendigen Gespräche auf politischer Ebene nicht rechtzeitig zu führen und den Landshuterinnen und Landshutern noch bis in den Hochsommer hinein vorzumachen, die Finanzierung stehe, ist unverantwortlich. So zerstört man politische Glaubwürdigkeit.“
Die Theatersanierung sei keine freiwillige Leistung, die man einfach mal auf Eis legen könne. Das sollte von der Regierung von Niederbayern in ihrer Haushaltsgenehmigung berücksichtigt werden. Denn das Stadttheater Landshut ist eines von drei Theaterhäusern, die dem Zweckverband „Landestheater Niederbayern“ angehören. Wenn Landshut der Verpflichtung, eine Spielstätte vorzuhalten, nicht mehr nachkommen könne, dann bedeute das nicht nur das Aus für das Stadttheater, dann stehe die Theaterlandschaft in ganz Niederbayern auf dem Spiel. „Und das kann niemand ernsthaft wollen“, so Hagl, „Wir stehen ohne Wenn und Aber hinter der Theatersanierung zum jetzigen Zeitpunkt. Aus unserer Sicht rechtfertigt das Projekt und seine Bedeutung für die Kultur in Landshut und Niederbayern eine Sonderneuverschuldung. Dahingehend gilt es mit der Regierung von Niederbayern zu verhandeln, zumal uns die Regierung in den zurückliegenden Jahren – zwar bei hoher Verschuldung - immer eine gute Finanzlage attestiert hat. Landshut war immer in der Lage, den Schuldendienst zu leisten, sogar Sondertilgungen vorzunehmen, die Stadt hat die Kredithöhe nie voll ausgeschöpft und konnte darüber hinaus eine beträchtliche Zuführung zum Vermögenshaushalt vornehmen. All dies muss in die Bewertung der Regierung mit einfließen.“
Die Grünen wollen zudem weitere Möglichkeiten ausschöpfen, um die Haushaltssituation zu verbessern. „Wir brauchen jetzt die Solidarität aller, um das zu tun, was ansteht und die Handlungsfähigkeit der Stadt nachhaltig sicherzustellen. Daher plädieren wir Grüne für eine Anhebung des Gewerbesteuerhebesatzes um 20 auf 440 Punkte. Angesichts der hohen, unausweichlichen Investitionen, die die Stadt in den kommenden Jahren zu leisten hat, gehört der Bau der Westtangente aus unserer Sicht ebenso einer Neubewertung unterzogen,“ kündigte Hagl an.
Der von anderer Seite verfolgten Idee eines Staatstheaters stehen die Grünen skeptisch gegenüber. Dieses Konstrukt tauge nicht als Lösung der aktuellen Problemlage. Denn der Freistaat übernähme damit nicht kurzerhand die Investitionskosten für die Theatersanierung, zumal die Staatsregierung bereits Zuschüsse in einer Fördergröße zugesagt habe, die weit über das übliche Maß hinausgingen. „Staatstheater“ würde bedeuten, dass Bayern sich mit einem höheren Zuschuss am laufenden Betrieb beteilige. Allerdings gingen damit auch steigende Anforderungen an den Theaterbetrieb einher, so müsste etwa das Orchester zu einem sogenannten A-Orchester ausgebaut und auf rund 90 Musikerinnen und Musiker aufgestockt werden. Dafür haben weder Passau, Straubing noch Landshut – nach aktueller Planung - entsprechende Spielstätten.
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Finanzen | Kultur | Pressemitteilung | Wahl
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