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Cool durch grüne Infrastruktur – So gelingt Klimaanpassung in der Stadt

27.10.19 –

Was können Städte für den Klimaschutz tun und wie sieht eine zukunftsfähige Klimaanpassungsstrategie aus? Über diese Fragen diskutierten Vertreter der Grünen, "Fridays for Future" und des Bürgernetzwerkes "Landshut natürlich mobil" in einer Veranstaltung der Reihe Klimazeit mit Prof. Dr. Stephan Pauleit von der TU München. Pauleit hat in einem Team im Auftrag des bayerischen Umweltministeriums den Leitfaden für die klimaorientierte Kommune erarbeitet.

Städte sind vom Klimawandel besonders stark betroffen. Starkregenereignisse setzen ganze Straßenzüge unter Wasser, die zunehmende Zahl und die Stärke von Hitzewellen machen sich besonders stark bemerkbar. Das ist eine ernstzunehmende Gesundheitsgefährdung für ältere und kranke Menschen.  „Städte müssen kompakt und energieeffizient gebaut werden,“ so Pauleit. „Das spart Heizenergie, Fläche und Verkehr“. Gleichzeitig bedeutet es aber auch eine große Herausforderung, denn um in Zukunft erträgliche Temperaturen zu sichern, braucht es eine grüne Infrastruktur. „Das ist kein `Nice to have´, sondern Daseinsvorsorge wie Strom oder Gas,“ betonte Pauleit in seinem einleitenden Vortrag. Grünflächen, Parks, Gärten, Straßenbäume und Gewässer können wesentlich zur Lösung des Problems beitragen. Eine Flutmulde allein aber reicht nicht, es braucht eine leistungsfähige Grünvernetzung für Kaltluftschneisen, zur Erholung und zum Erhalt der Biodiversität.
Den größten Kühleffekt erzielen Bäume. Je größer und älter, umso höher ist die Kühlleistung durch Schattenwurf und Verdunstungskälte. Wo Bäume keinen Platz haben, kann Fassadengrün helfen. Dachbegrünungen speichern Regenwasser und entlasten die Kanalisation bei Starkregenereignissen. Kommunen haben laut Pauleit alle Instrumente, um eine grüne Infrastruktur zu sichern. Begrünungskonzepte und Klimaanpassungsstrategien können im Flächennutzungsplan, im Landschaftsplan, in kommunalen Satzungen und Bebauungsplänen festgeschrieben und durch Anreizsysteme verstärkt werden. „Wichtig ist, dass schnell etwas passiert. Dazu braucht es einen Beschluss der Kommune zur Klimaanpassung, ein schlüssiges Konzept und die Förderung des Klimaschutzmanagements“, so Pauleit.

In der anschließenden Diskussion, die von Christoph Rabl moderiert wurde, griff Dr. Thomas Keyßner diese Anregungen gerne auf. „In Landshut fehlt noch immer ein Gesamtkonzept für eine geordnete Stadtentwicklung, die auch dem Klimaaspekt gerecht wird. Immer wieder wird in ökologisch sensiblen Bereichen gebaut. Doch dort kann niemals der so dringend benötigte bezahlbare Wohnraum entstehen“, erklärte Keyßner.

Iris Haas und Dr. Christian Thurmaier vom Bürgernetzwerk "Landshut natürlich mobil" forderten mehr Planungsbeteiligung der Bürger und Einsicht in Bauleitpläne. „Nur so können alle Bürger mitgenommen werden“, erklärte Iris Haas. Thurmaier: „Wir wollen neue Grünachsen an Straßen und das 100-Bäume-Programm auf andere Stadtteile ausweiten.“ Das Netzwerk setzt sich für eine umweltfreundliche Mobilität und eine bessere Durchgrünung der Stadt ein. 

Für Sarah Schoeps und Lorenz Herdeis von "Fridays for Future" ist es wichtig, dass Landshut klimaneutral wird. Der Haushalt der Stadt soll klimaneutral und sozial gerecht aufstellt werden. „Lange Zeit ist nichts passiert. Wir jungen Menschen haben das Thema in die Öffentlichkeit getragen und wir wollen gehört und beteiligt werden, denn es geht um unsere Zukunft“, erklärte Sarah Schoeps. Von den Kandidat*innen zur Kommunalwahl forderten Schoeps und Herdeis eine klare Positionierung zum Klimaschutz.  

Auf die Frage, wie denn eine Klimaanpassung für die Altstadt aussehen könnte, antwortete Pauleit diplomatisch. „Ich bin nicht dafür, die Altstadt mit Bäumen vollzustellen. Geht schon allein aus Denkmalschutzgründen nicht. Aber niemand wohnt heute mehr in der Altstadt wie im Mittelalter: ohne Bad, ohne Strom und ohne fließend Wasser“.

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