Gemeinwohlökonomie – Neue Spielregeln für die Wirtschaft

19.12.17 –

Wie kann unsere Wirtschaft gerechter, nachhaltiger, sozialer und transparenter werden. Darüber diskutierten die Landshuter Grünen in ihrer Dezember-Versammlung mit Dr. Georg Ohmayer, Gründungsmitglied der Gemeinwohlökonomie Regionalgruppe Landshut.
Die Gemeinwohlökonomiebewegung wurde 2010 in Wien von Christian Felber gegründet. „Der heutige Turbokapitalismus ist nicht enkeltauglich“, so Ohmayer. „Wir leben auf Kosten der Umwelt und der nachfolgenden Generationen. Nur deshalb geht es uns so gut.“ Die natürlichen Ressourcen werden immer schneller verbraucht, als sie reproduziert werden können. Der genaue Jahrestag wird als Weltüberlastungstag bezeichnet. War er 1987 noch am 19. Dezember, so ist er 2017 schon auf den 2. August vorgerückt. „Wir leben also 5 Monate dieses Jahres auf Kosten der Zukunft“, erklärte Ohmayer. Laut Studien erachten 88% der Deutschen eine neue Wirtschaftsordnung als nötig. „Die Gemeinwohlökonomie will nichts weniger, als die Zielrichtung der Wirtschaft ändern: Gemeinwohlstreben statt Gewinnstreben. Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit muss dem Gemeinwohl dienen, so steht es schon im Artikel 151 der Bayerischen Verfassung“, so Ohmayer weiter.
Doch während Größen wie Umsatz, Kosten oder Profit leicht messbar und quantifizierbar sind, ist „Gemeinwohl“ deutlich schwieriger zu bestimmen. Die Gemeinwohlökonomiebewegung hat eine Matrix entwickelt, in der zentrale Werte wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz erfasst und bepunktet werden. Firmen können anhand dieser Matrix eine Gemeinwohlbilanz aufstellen. So ordne sich der Markt langfristig neu. Die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz ist freiwillig, doch sie liefert wertvolle Einblicke in innerbetriebliche Prozesse und fördert das Betriebsklima. Eine gute Gemeinwohlbilanz wirkt sich zudem positiv auf das Firmenimage aus. Auch Gemeinden können eine Gemeinwohlbilanz aufstellen. „Leider ist die Gemeinwohlökonomie noch immer vielen Menschen unbekannt“, bedauert Ohmayer. Ziel der Regionalgruppe sei es, die Bewegung bekannter zu machen und Firmen bei der Erstellung einer Gemeinwohlbilanz zu helfen. Und Ohmayer hat auch einen Wunsch an die Politik: Finanzinstrumente wie niedrigere Steuern, günstige Kredite oder gezielte Wirtschaftsförderung könnten positives Verhalten belohnen bzw. negative Entwicklungen sanktionieren und so den Umbau zu einer ökosozialen Marktwirtschaft herbeiführen.

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