Klare Kriterien statt romantischer Bilder vom Beruf der Erzieherin

Grünen MdB Deligöz auf Informationsbesuch in Landshut. Mit der Fachakademie für Sozialpädagogik Seligenthal diskutiert sie über ErzieherInnenmangel

23.07.12 – von Sigi Hagl –

"Qualität muss angemessen finanziert werden", forderte Ekin Deligöz, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, kürzlich bei einem Besuch der Fachakademie für Sozialpädagogik der Schulstiftung Seligenthal in Landshut. Dort diskutierte sie mit Vertretern der Fachakademie über das drängende Problem des Erzieherinnenmangels in Bayern. Bis 2013 fehlen tausende Erzieherinnen. Auch in Landshut könnten wegen des Personalmangels bereits heute nicht mehr alle vorhandenen Kindertagesstättenplätze belegt werden.

Die Liste der Erwartungen an die Einrichtungen seien enorm gestiegen, die Erzieherinnen mit einer 5-jährigen Ausbildung bestens qualifiziert, jedoch die Bezahlung hinke völlig hinterher, so die Grünen-Politikerin. In der Bundesrepublik herrsche derzeit bei Investitionen in Familienleistungen und solchen in die Infrastruktur ein Ungleichgewicht von 3:1. "Wir müssen mehr Geld in die Kindertagesstätten und damit auch in das Personal investieren," forderte Deligöz.

Um Auswege aus dem Personalnotstand zu finden, spiele vor allem die öffentliche Wahrnehmung des Berufs eine enorme Rolle, betonte Schulleiter Dr. Stefan Brembeck. Der ErzieherInnenberuf sei nicht nur schlecht bezahlt, er werde auch nicht wertgeschätzt. "Dafür braucht es klare Kriterien und ein Berufsprofil, das den tatsächlichen Arbeitsverhältnissen entspricht. Heute überwiegen romantische Bilder vom Beruf der Erzieherin," so Dr. Brembeck.

Carsten Riegert, Geschäftsführer der Schulstiftung Seligenthal, trat dafür ein, dass das Jugendamt die Anerkennung von Pädagogen aus anderen Bereichen etwas lockere. So werde eine Grundschullehrerin zwar als Kinderpflegerin anerkannt aber nicht als Erzieherin.

Außerdem wirbt die Fachakademie mit einer Plakataktion um die verstärkte Einbindung von Männern in den ErzieherInnenberuf: "Wir brauchen Männer!"  ist auf einem Plakat zu lesen, oder: "Wer mit 21 Jahren Handwerker, Musiker und Psychologe ist, ist kein Wunderkind. Sondern Erzieher." 99% aller Beschäftigten im Kindertagesstättenbereich sind weiblich.

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Bildung | Pressemitteilung | Soziales

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