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23.11.11 –
Welche Auswirkungen hat unsere Ernährungsweise auf Klima und Umwelt? Dieser Frage ging der Wissenschaftler Martin Schlatzer von der Uni Wien am vergangenen Freitag im Weißen Bräuhaus zum Krenkl nach. Veranstalter waren die grünen Kreisverbände aus Stadt und Land.
Schlatzer ging in seinem Vortrag auf die unterschiedliche Auswirkung von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln auf das Weltklima ein. „Die Bevölkerung unseres Planeten hat inzwischen sieben Milliarden erreicht“, begann Schlatzer seinen Vortrag. Wenn wir den Klimaschutz tatsächlich ernst meinen und auch versuchen wollen, alle Menschen zu ernähren, können wir es uns gar nicht leisten, unsere Ernährung immer stärker auf Fleisch auszurichten. In China habe sich zum Beispiel der Fleischkonsum in den letzten 25 Jahren vervierfacht und beträgt jetzt bereits 60 kg pro Person und Jahr. Bei der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Produkte gehen aber 65 bis 90 Prozent der Futter-Energie verloren.
„Der Anteil der Landwirtschaft an den globalen Treibhausgasen beläuft sich auf etwa 30 %. Ein Großteil, nämlich 18 % entfallen dabei auf die Erzeugung tierischer Lebensmittel. Die Umwandlung riesiger Urwälder und Grünflächen in Anbauflächen zu Futtermittelproduktion sowie der hohe Düngemitteleinsatz sind hier als wesentliche Ursachen zu nennen. Eine Reduzierung des Fleischkonsums hätte eine deutliche Verbesserung der Klimabilanz zur Folge“.
Die Auswirkung der tierischen Produktion auf unser Lebensumfeld macht sich auch unmittelbar bemerkbar. Konrad Haberberger, agrarpolitischer Sprecher des grünen Kreisverbands und Gemeinderat in Pfeffenhausen berichtete über die starke Zunahme von Mastställen vor allem im nördlichen Landkreis. Die Belastung der Bevölkerung durch Geruchsemissionen nehme ständig zu. Auch das Trinkwasser ist in dieser Gegend bereits so belastet, dass eine Wasseraufbereitung mit entsprechenden Kosten droht. Nicht nur Nitrat findet sich im Grundwasser, sondern auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und deren Abbauprodukte. „Die Grenzwerte für bestimmte Pflanzenschutzmittel, die früher vor allem im Maisanbau eingesetzt wurden, sind in manchen Brunnen schon erreicht“, berichtete Haberberger.
Bedenklich ist der starke Anstieg der Schweine- und Hähnchenmastbetriebe im Landkreis. „Wir haben inzwischen einen Selbstversorgungsgrad von über 500 Prozent beim Schweinefleisch und von fast 300 Prozent beim Masthähnchenfleisch im Landkreis. Doch es werden immer mehr und größere Mastställe genehmigt. „Es muss doch möglich sein, diese Entwicklung zu bremsen“, meinte Haberberger, der auch darauf hinwies, dass im Falle eines Brands schon ganze Bestände verendet sind, weil niemand mehr in der Lage war, die riesigen Ställe rechtzeitig zu räumen.
In der anschließenden Diskussion, an der viele Landwirte teilnahmen, brachte es ein Bauer auf den Punkt. „Dieses System produziert eine ganze Reihe von Verlierern. Erst wird in Südamerika der Urwald zerstört, um Soja anzubauen. Hier bei uns arbeiten viele Bauern am Existenzminimum und produzieren Fleisch für den Export in arme Länder, die sich das Fleisch eigentlich gar nicht leisten können.“
Der so genannte Strukturwandel in der Landwirtschaft hat zu einem „Wachsen oder Weichen“ geführt. Auch die praktizierenden Landwirte sehen sich in dieser Spirale gefangen. Es könne aber nicht sein, dass die Allgemeinheit die Folgen für die Umwelt tragen müsse. Haberberger plädierte zum Schluss dafür, einer Kommune die Möglichkeit zu geben, eine Obergrenze für Tierhaltung einzuziehen. Außerdem sollten die Subventionszahlungen der EU mehr an ökologischen und sozialen Kriterien orientiert werden. „Die EU-Ausgleichszahlung sollte sich nicht an der Hektarzahl sondern an den Arbeitskräften orientieren“, forderte Haberberger. Das würde auch den bayerischen Betrieben zu Gute kommen.
Das Thema Tiermast wird im Landkreis weiter diskutiert werden. Für Anfang Februar ist die nächste Veranstaltung der Grünen geplant. Dafür wird ein Ort im nördlichen Landkreis ausgewählt werden.
(Rosi Steinberger)
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